eine wirklich kompakte Reisemontierung!

Die Vixen Polarie ist eine pfiffige, kompakte Reise­montierung in völlig neuem Design, die diesen Namen wirklich verdient. Alles ist in einem Gehäuse integriert, keine Kabel, keine externen Boxen, Stromversorgung über zwei integrierte Mignon Batterien. Wir haben dieses neue Produkt ausprobiert und mit wenig Aufwand schöne Ergebnisse erzielt.

 

Wenn man auf der Reise sowieso Stativ, Neiger und Kamera dabei hat, beschränkt sich der extra Transportaufwand zur Astrofotografie auf Gewicht und Volumen eines mittelgroßen Buches.

 

Mit dem integrierten Peilsucher läßt sich die Polarie genau genug einnorden, um mit kurzen und mittleren Brennweiten wunderbare Fotos von Sternfeldern machen zu können.

Mit dem optionalen Polsucher läßt sich Polarie sehr genau einnorden. So werden langbelichtete und tiefe Aufnahmen möglich.

Zum Betrieb braucht man zusätzlich ein Stativ und einen Neiger, der als Polhöhe dient. Zum Einstellen der Objekte ist ein Mini-Kugelkopf notwendig; den gibt es als Zubehör. Der optionale Polsucher ist eine Empfehlung: er ist nicht gerade billig, erweitert die Möglichkeiten von Polarie aber erheblich.

 

Funktion

Vixen Polarie ist ein kleines Kästchen, das nachführt. Die Box erinnert in ihrer Form an eine Kompaktkamera, ist aber etwas größer und schwerer.

 

Auf der Unterseite hat Polarie ein 1/4" Fotogewinde zur Montage auf einem Videoneiger oder einem Kugelkopf. Der Neiger stellt die Polhöhe dar, auf ihm wird eingenordet. Zentrales Element ist eine hohle Achse, die sich mit Sterngeschwindigkeit, aber auch mit anderen wählbaren Geschwindigkeiten dreht. An einem Ende dieser Achse kann ein Deckel mit einem Fotogewinde befestigt werden. Dieses trägt dann einen kleinen Kugelkopf mit der Kamera.

 

Das gesamte System sieht von unten nach oben so aus: Stativ, Neiger (=Polhöhe), Vixen Polarie mit Deckel, Kugelkopf, Kamera, Himmel...

 

Für die Einnordung gibt es zwei Möglichkeiten:

1. Ein ins Gehäuse integriertes Röhrchen ohne Optik dient als einfacher Polsucher. Man blickt durch das Röhrchen und verstellt den Neiger, bis der Polarstern in der Mitte sichtbar wird. Diese Methode erlaubt eine Ausrichtung von Polarie auf 1-2 Grad genau


2. Es gibt gegen Aufpreis einen vollwertigen Polsucher, der in seiner Funktion dem bekannten GP-Polsucher gleicht. Der Polsucher wird in die Achse von Polarie eingesteckt, paßt sehr genau und hält magnetisch. Damit kann man Polarie im Prinzip ebenso genau einnorden wie eine GP-Montierung, die praktische Grenze liegt hier in der Stabilität des Neigers, der als Polhöhe dient.

 

Nach dem Einnorden wird der Polsucher entfernt und der Deckel aufgesetzt.

Sternfeld im Bereich Hercules-Schlangenträger
Sternfeld im Bereich Hercules-Schlangenträger. Hier ist die Polachse um 1,5 Grad verstellt. Mit 50mm und 2 Minuten sind die Sterne noch scharf. Canon 350D, 50mm Objektiv bei f/3,6, 2 Minuten, 100 ASA (Vollmond)

Was kann Polarie? - Testergebnisse

Bei der Fotografie von Sternfeldern und Deep Sky Objekten mit Nachführung aber ohne Guiding gibt es zwei Fehlerquellen: Abweichung der Polachse und falsche oder ungleichmäßige Nachführgeschwindigkeit. Beide führen zu einer Drift der Sterne über den Chip. Je geringer diese Drift, desto länger kann man belichten und/oder desto längere Brennweiten kann man nutzen, bevor die Sterne zu Strichspuren werden. Im Zeitalter unterschiedlich großer Pixel ist es allerdings sinnvoller, den Begriff Auflösung statt Brennweite zu verwenden.

 

Da Polarie gleichmäßig wie ein Uhrwerk läuft, bleibt die Einnordung als Fehlerquelle.

 

Bei der sorgfältigen Ausrichtung nur mit dem integrierten Röhrchen landet man bei einer Abweichung der Polachse von 1-2 Grad. Das ist genau genug, um Sterne mit einer Helligkeit von 10-11 mag sauber abbilden zu können. Also vier Minuten mit 28mm oder zwei Minuten mit 50mm (siehe nebenstehendes Bild).

 

Für Weitwinkel-Aufnahmen am Urlaubsort kann man locker ohne den Polsucher auskommen.

Atair und die Dunkelnebel Barnard 142 und 143
Atair und die Dunkelnebel Barnard 142 und 143, Canon EOS 350, 50mm Objektiv f/1,8, abgeblendet auf f/5, 100 ASA, 23 Minuten.

Benutzt man den optionalen Polsucher, läßt sich Polarie so genau einnorden, daß man Belichtungszeiten bzw. Brennweiten deutlich steigern kann. Die Brennweite kann so gesteigert werden, daß die Grenzgröße für scharf abgebildete Sterne mindestens 13 mag erreicht. Das ist ausreichend für veritable Astrofotos.

Kaum zu glauben: Trotz der langen Belichtung sind die Sterne FAST rund. Nur mit hoher Vergrößerung sieht man eine winzige Eiförmigkeit der Sterne - bei dieser Größe nicht sichtbar. Die Auflösung der Aufnahme ist besser als eine Bogenminute.

Nebenstehende Aufnahme ist ein Einzelbild und nur im Histogramm angepasst. Im linken unteren Eck sieht man in der Vergrößerung das unvermeidliche "Sensor-Glühen" bei einer so langen Belichtungszeit.

 

Bei all dem sollte man noch zwei Dinge bedenken:

 

  • 1. Bei Digitalfotografie ist es üblich, mehrere Bilder des gleichen Objekts aufzunehmen und später im Computer zu addieren ("stacken") und zu bearbeiten.
  • 2. Man braucht NICHT guiden. Es wird kein Leitstern verfolgt, sondern Polarie läuft einfach vor sich hin.

Kann die Kamera auf Serienbild eingestellt werden, kann man Polarie im Prinzip stundenlang vor sich hin laufen lassen und muß sich um nichts kümmern. Daß sich die Ausschnitte dabei im Lauf der Zeit etwas verschieben, hat für die spätere Bearbeitung sogar Vorteile.

 

Das kann man auch noch anders ausdrücken: Polarie ist die erste fotografische Montierung für den völlig unbedarften visuellen Beobachter!

 

 

Panasonic Lumix FZ18 bei 86mm Brennweite (entspricht 504 mm auf der Lumix), 2 Rohbilder im Abstand von 97 min

Die beiden kleinen Bilder zeigen exakt gleiche Ausschnitte (auf den Chip bezogen) zweier Rohbilder, die 97 Minuten auseinanderliegen. Der Versatz nach über anderthalb Stunden ist nur drei Bogenminuten! Damit ist schon klar, daß die Drift extrem klein ist, wenn Polarie gut eingenordet ist.

Wer´s nachmessen will: Zwischen Nordamerikanebel und Pelikan ist ein kleiner Orion. Die beiden Ausschnitte zeigen die Gürtelsterne dieses Orion.

 

Nordamerikanebel mit kleiner Knipskiste: 48x1 min.

Nordamerikanebel mit kleiner Knipsekiste:

Erstaunlich, was selbst eine Digitalkamera mit Polarie schafft. Das Bild ist ein Mittel aus 48 Belichtungen zu je einer Minute. Aufgenommen mit Lumix FZ18 bei effektiv 50 mm Brennweite (entspricht auf der Lumix Kamera 280 mm) und 1600 ASA. Bildaddition mit DeepSky Stacker.

Canon EOS 350D, 50mm, f/3,6, neunmal drei Minuten bei 400 ASA und Abzug von Dunkelbildern.

Milchstraße mit 50mm und Polarie

Dieses Bild zeigt, was man als "Nicht-Astrofotograf" mit Polarie jederzeit schaffen kann. Milchstraßenausschnitt zwischen Deneb und Atair, im rechten Bilddrittel M27 als kleines blaues Rechteck, links oben Gamma Cygni mit einigen Nebeln in der Nähe.

 

Technische Daten:

Wählbare Geschwindigkeit: Sonne, Mond, Sterne und halbe Sterngeschwindigkeit. Letzteres dient für Aufnahmen mit Sternhimmel und Horizont (*).


Gewicht 740 g, Zuladung max. 2 kg / max. 200 mm Brennweite.


(*)Neben Sterngeschwindigkeit kann Polarie auch auf die halbe Nachführgeschwindigkeit eingestellt werden. Dieser Modus ist dafür gedacht, um bei möglichst langer Belichtung gleichzeitig Sterne und Landschaft scharf aufzunehmen. Im Prinzip kann man doppelt so lang belichten wie mit stehender Kamera; Mehrfache Belichtung und Stacken geht natürlich nicht!