Astronomische Beobachtung

Astronomische Beobachtung findet meist im Grenzbereich der Wahrnehmungsfähigkeit statt, es kommt auf jeden Bruchteil an, der irgendwo verloren geht. Deshalb hier einmal den Vorgang ganz systematisch:

Himmelsobjekte

Die beobachteten Objekte am Sternhimmel sind extrem unterschiedlich und spiegeln das pulsierende Leben im Weltall wieder. Die Objekte senden bzw. reflektieren u.a. sichtbares Licht, das sich im Weltall weitgehend ungehindert ausbreitet. Die scheinbare Helligkeit nimmt mit zunehmender Entfernung ab. Bezogen auf unsere Wahrnehmung können die Objekte sehr groß oder winzig klein, extrem hell oder extrem lichtschwach sein. Aus dieser Vielzahl ergibt sich auch zwingend, daß ein Gerät nicht für alles am Besten sein kann.

Atmosphäre

verschlechtert das Bild durch folgende 2 Beiträge:

1) Transparenz

oder besser mangelnde Transparenz; Wasserdampf und Lichtverschmutzung blockieren bzw. schwächen ab, feine Details werden überstrahlt.

2) Seeing

Turbulenzen, unruhige Luftschichten, haben den Effekt optischer Flächen, das Bild wird mehr oder weniger stark verzerrt und deformiert. Der Effekt macht sich mit zunehmender Vergrößerung und mit zunehmender Öffnung stärker bemerkbar, d.h. mit sehr großer Öffnung sind absolut ruhige Nächte sehr selten.

Local Seeing 

Hausgemachte Turbulenz-Probleme durch mangelnde Abschirmung von Körperwärme, zu geringem Abstand von Mitbeobachtern, das Beobachten von beheizten Gebäuden aus, das Beobachten zum Fenster hinaus. Hierzu gehört meiner Meinung nach auch das Beobachten durch einen Kuppelspalt hindurch, der auch nur den gesamten Luftaustausch im Lichtweg konzentriert, was dem Bild bestimmt nicht hilft. Auch in dieser Frage gibt es sehr deutliche Unterschiede zwischen Fotografie und visueller Beobachtung, wobei hier wiederum die Fotografie andere Anforderungen stellt.

Teleskop + Okular 

Jede Optische Fläche, egal ob im Teleskop oder im Okular, kann im Maximalfall nur das Bild unverfälscht durchlassen, in der Praxis strebt man möglichst geringe Bildfehler an. Das am Ende sichtbare Bild ist praktisch der Rest, der nach Abzug aller Fehler übrigbleibt. Die Gesamtleistung kann nicht besser sein als das schwächste Glied in dieser Kette, die Fehler addieren sich eher. Je weniger optische Flächen ihren Bildfehler beitragen, desto besser wird das Bild. Ohne Okular entsteht kein visuell nutzbares Bild, mit einem schlechten Okular kann auch ein perfektes Teleskop nur ein schlechtes Bild bringen.

Auge

Bei der visuellen Beobachtung bleibt als Endstation das Auge des Beobachters, das sich auch aus folgenden Komponenten zusammensetzt: Die "Optik", die nur bei Astigmatismus mit Brille benutzt werden muß, von allen anderen Brillenträgern am Teleskop ohne Brille verwendet werden sollte. Der freie Pupillendurchmesser. Falls dieser kleiner ist als die Austrittspupille des Teleskops wird die vorhandene Öffnung nicht voll genutzt. Die häufig zitierte Tabelle mit Alter und Durchmesser ist in Anbetracht der Bandbreite individueller Abweichung eher Unfug. Beim Astro-Workshop 1998 am Gahberg wurden Pupillendurchmesser vermessen, unter anderem von 11 Amateur-Astronomen im Alter von 60 bis 77 Jahren: Die Durchschnittsöffnung war 6,8mm, selbst mit 77 Jahren sind über 7mm möglich, kein einziger lag unter 6mm Pupillenöffnung! Die Netzhaut. Maximale Detailerkennung bei ausreichend hellen Objekten erfolgt mit direktem Sehen im zentralen Fleck. Extrem lichtschwache Dinge können dagegen besser mit indirektem Sehen wahrgenommen werden, indem das Beobachtungsobjekt in die Mitte zwischen Augenmitte und Nase gestellt wird. Die nächtliche Wahrnehmungsfähigkeit hängt entscheidend von der Nachtadaption ab. Das weite Öffnen der Pupille ist dabei eher belanglos. Bei längerem Aufenthalt im Dunkeln läßt das Gehirn Rhodopsin produzieren und in die Netzhaut einlagern, was die relative Wahrnehmungsfähigkeit um mehrere Tausend erhöht. Es dauert mindestens eine halbe Stunde, bis die Adaption weitgehend aufgebaut ist, nach einer 3/4-Stunde ist das Maximum erreicht, und schon beim ersten hellen Licht kann alles wieder von vorne beginnen. Voraussetzung für maximale DeepSky Wahrnehmung ist ein sehr hoher Grad an "Gesundheit", d.h. ausreichend Sauerstoff- und Kohlehydratversorgung, den ganzen Tag und in der Beobachtungsnacht keinen Alkohol, selbst nicht in geringen Dosen, den ganzen Tag möglichst keine Bildschirmarbeit, und einige Tage lang keine Sonnenbeobachtung. Allen Kettenrauchern kann ich das Aufhören empfehlen, und bis dahin eine hohe Vitaminzufuhr am Beobachtungstag, damit läßt sich der Wahrnehmungsverlust auf "nur" 1/4 reduzieren, was sich übrigens durch eine größere Optik ausgleichen läßt.