Die Reinigung

Jede Reinigung einer beliebigen Optik beginnt im Prinzip damit, zuerst alle Schleifbestandteile (z.B. Quarzkörnchen) von der Oberfläche zu entfernen. Das ist der eigentlich kritische Teil bei dem am meisten schief gehen kann. Zunächst sollte man unterscheiden zwischen Optiken, die ins Wasser gelegt werden können wie Spiegel und druckwasserdichte Ferngläser (Fall I ) und Optiken, die wenig Flüssigkeit vertragen wie Okulare und Objektive von Refraktoren (Fall II ). Bei letzteren kann die Flüssigkeit in das Innere des Tubus vordringen und zwischen die Linsen geraten.

Der erste Schritt bei jeder Reinigung sollte der Blasebalg sein. Damit können Sie meist schon einen guten Teil der Schleifbestandteile beseitigen und die Gefahr von Kratzer deutlich mindern. In vielen Fällen wird das vielleicht schon ausreichen. Erst wenn der Blasebalg keinen Erfolg hatte, sind weitere Schritte notwendig und die hängen dann von der Art der Verschmutzung und der Optik ab.

Verbrauchsmaterial wie Watte, Wattestäbchen und Brillenputztücher verwenden Sie immer nur einmal. Wenden Sie auch die Watte und die Brillenputztücher nicht, sonst transportieren Sie wieder Fett von Ihren Händen auf die Optik.

Fall 1: Flüssigkeitsunempfindliche Optiken

Unter flüssigkeitsunepfindlich möchte ich hier neben druckdichten Ferngläsern auch einzelnen Spiegel und Linsen verstehen. Das ist der deutlich einfachere Fall, weil man die Optiken praktisch berührungsfrei mit einem Wasserstrahl säubern kann. Bei den Ferngläsern seien folgende Typen stellvertretend genannt: Fujinon FMT-SX-Reihe, Fujinon Mariner, Fujinon TechnoStabi, Leica Trinovid, ICS Dachkant, Zeiss Victory, Swarovski, Miyauchi 20x100 (nicht jedoch 15x60 und 20x77). Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Ihr Fernglas druckdicht ist, setzen Sie sich mit Ihrem Händler in Verbindung oder nehmen Sie im Zweifel lieber Fall II an. Sollte nämlich einmal Wasser in den Tubus laufen, haben Sie ein echtes Problem. Um ein Zerlegen der Optik kommen Sie dann fast nicht mehr herum.

Ferngläser

Die häufigste Verschmutzung von Ferngläsern dürften Fingerabdrücke an den Objektiven und Okularen sein. Damit man gefahrlos mit Watte oder einem Tuch (mit Alkohol getränkt) über die Optik wischen kann, muß jedoch noch der Staub entfernt werden, den der Blasebalg nicht beseitigen konnte. Am einfachsten geht es berührungsfrei mit einer Spritze, die man mit destilliertem Wasser auffüllt. Halten Sie das Fernglas mit der zu reinigenden Fläche nach unten und spritzen Sie vorsichtig das Wasser auf die entsprechenden Stellen. Man kann diese Prozedur auch etwas radikaler angehen und das ganze Fernglas einfach unter den Wasserhahn halten. Davor allerdings schrecken doch die meisten Besitzer zurück und außerdem müßten Sie dann auch das ganze Fernglas trocken. Sollten Sie diesen Schritt nicht scheuen, müssen Sie natürlich das kalkhaltige Wasser aus der Leitung anschließend mit ausreichend destilliertem Wasser wieder entfernen. Lassen Sie das destillierte Wasser ablaufen und tupfen Sie die verbliebenen Tropfen mit Wattestäbchen ab. Nun ist die Optik frei von Staub und Sie können mit einem Brillenputztuch gefahrlos die Fingerabdrücke abwischen. Für kleinere Flächen wie die Okulare eigenen sich die Wattestäbchen besser. Diese taucht man in Alkohol und wischt ohne Druck das Fett von der Fläche, möglichst immer in einer Richtung zum Rand. Benutzen Sie anfangs etwas mehr Alkohol, um das Fett aufzulösen, danach mit immer neuen Wattestäbchen immer weniger Alkohl, um das entstandene Emulgat abzutransportieren. Den restlichen Alkohol lassen Sie nicht verdampfen, sondern wischen ihn mit einem trockenen Wattestäbchen ab. Die letzte Reinigung kann, muß aber nicht, auf gleiche Weise mit destilliertem Wasser erfolgen. Damit lassen sich die letzten verbliebenen Streifen bekämpfen.

Spiegel

Gerade bei teuren großen Hauptspiegeln kann man nur davor warnen, es mit der Reinigung übertreiben zu wollen. In der Regel sind diese Spiegel in Ihrem Tubus gut geschützt und brauchen allerhöchstens einmal im Jahr eine Waschung. Als weitere Hilfsmittel für die Spiegelreinigung sind folgende Utensilien vorteilhaft:

  • Spülmittel ohne Rückfetter
  • Haarföhn ohne Heizleistung
  • Saubere Schüssel oder Wanne
  • Waschlösung

Mit dem Spülmittel läßt sich eine Waschlösung herstellen, die Fettrückstände und andere Verkrustungen besser löst. Sie sollten allerdings darauf achten, daß das Spülmittel keine rückfettenden Substanzen enthält, das wäre suboptimal. Der Haarföhn sollte auf einer Stufe nur kalte oder lauwarme Luft produzieren, sonst besteht Gefahr, daß durch zu starke Hitzeeinwirung die Beschichtung leidet. Die Wanne brauchen Sie, wenn der Spiegel länger in der Waschlösung einweichen soll und ev. für die Schlußwässerung. Die Waschlösung besteht nur aus 2-3 Liter lauwarmen destilliertem Wasser mit einem Spritzer Spülmittel. Wenn man für einen größeren Spiegel keine Schüssel mehr findet, nimmt man einfach die Duschwanne, die sicherlich bis 20 Zoll reicht.

Für die Waschung muß der Spiegel vollständig aus der Fassung herausgenommen werden. Bei Spiegeln erübrigt sich natürlich die Prozedur mit dem Blasebalg. Das geht auch einfacher, schneller und radikaler. Legen Sie Ihren Spiegel einfach in die Badewanne und brausen Sie ihn kräftig ab. Natürlich darf das Wasser nicht zu warm sein, sondern sollte ungefähr die Temperatur des Spiegelglases haben. Wenn Sie sich zu diesem Schritt durchringen können, müssen Sie aber auch ausreichend destilliertes Wasser zum Abwaschen vorrätig haben. Das kalkhaltige Wasser aus der Leitung hinterläßt einen fiesen, fast nicht sichbaren Belag auf dem Wasserfilm. Wenn der eintrocknet, gibt das eine fast unlösbare Kruste. Das Abspülen mit destilliertem Wasser sollte dann auch nicht mehr in der Badewanne erfolgen, dort kann immer wiedermal ein Tropfen kalkhaltiges Wasser das destillierte Wasser verunreinigen. Zum Abspülen verwenden Sie dann die bereitgestellte, saubere Wanne. Das einmal verwendete destillierte Wasser wird restlos weggeschüttet. Wer diese radikalen Methode scheut, kann auch über den schräggestellten Spiegel etwas von der Waschlösung rinnen lassen und dadurch den Staub abspülen. Selbstverständlich wird auch dieser Teil der Waschlösung nicht wieder verwendet.

Den Rest der Waschlösung verwendet man dazu, den Spiegel in der gesäuberten Wanne zu baden. Je nach Grad der Verschmutzung läßt man den Spiegel einige Zeit in der Lösung liegen. Im Normalfall reichen 5 Minuten aus. Erst wenn der Spiegel dann noch Reste einer Verschmutzung zeigt, kann man zu härteren Methoden greifen. Am besten erneuert man die Lösung und streift einmal mit der Watte unter Wasser spiralförmig von innen nach außen über den Spiegel: Kein Anpreßdruck. Die Watte wird sofort entsorgt. Gegebenenfalls wiederholt man diese Prozedur mit frischen Wattestückchen. Was dannach noch auf dem Spiegel als Restverschmutzung zu sehen ist, muß darauf verbleiben. Keinesfalls läßt man sich dazu hinreißen, mit Scheuerbewegungen anzufangen oder den Druck zu erhöhen. Luxuriös ausgestattete Amateuer verwenden für diesen Arbeitsgang auch einen frischen, eingeschweißten Naturschwamm, der nach der Säuberung aber nur noch für den eigenen Rücken taugt.

Mit Fettrückständen hat man bei einem Hauptspiegel eher selten zu tun, aber auch das läßt sich manchmal bei Wartungsarbeiten nicht vermeiden. Ebenso können Pollen im Frühling zu einem Problem werden, wenn sie massiv auftreten. Zusammen mit Feuchtigkeit ergeben sie eine hartnäckige Kruste, die auch die Spiegelbeschichtung angreifen kann, wenn sie dauerhaft auf dem Spiegel verbleibt. Bei hartnäckigen Verunreinigungen, kann man der Waschlösung reichlich Alkohol zusetzen. Billiger geht es mit Spiritus, jedoch muß anschließend der Spiegel gründlich mit destilliertem Wasser abgespült werden. Der Spiritus hinterläßt sonst Stoffe aus der Vergällung. Wenn das alles nichts geholfen hat, geht man mit Alkohol und Wattestäbchen den Fingerabdrücken zu Leibe.

Zum Schluß kommt immer das Abspülen mit reichlich destilliertem Wasser. Dazu stellt man den Spiegel wieder schräg und läßt das Wasser daüberrinnen, bis der Spiegel völlig sauber ist.

Nun kann man den Spiegel trockenpusten. Dazu stellt man den Föhn auf maximale Gebläseleistung und auf minimale Heizleistung. Bevor man nun den Spiegel anpustet, läßt man erst einmal den Föhn etwas laufen, damit der Staub aus dem Föhn entfernt wird und kontrolliert die Lufttemperatur. Heiße Luft könnte der Beschichtung oder sogar dem Glas schaden. Statt dem Föhn läßt sich auch eine moderatere Methode verwenden. Dazu tupft man die zurückgebliebenen Wassertropfen vorsichtig mit Wattestäbchen ab. Der Sinn der Trocknung besteht natürlich darin, alle Wassertrofpen zu entfernen, bevor sich wieder Staub an den Wassertropfen fangen kann und dieser als Kruste zurückbleibt.

Fall 2: Flüssigkeitsempfindliche Optiken

Unter "flüssigkeitsempfindlichen" Optiken verstehe ich alle Optiken, bei denen die Reinigungsflüssigkeit zwischen die Linsen oder in Tubus laufen könnte. Dazu zählen die meisten Ferngläser, alle Okulare und insbesondere praktisch alle Objektive von Refraktoren. Bei diesen Optiken ist das Entfernen aller Schleifbestandteile ein heikles Unterfangen. Insbesondere bei teuren Refraktoren überlege man sich den Schritt lieber dreimal, bevor man sich in ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang stürzt. Manchmal jedoch ist eine Reinigung unumgänglich, wenn sich der liebe Nachbar an der Fluorit-Optik die Nase platt gedrückt hat.

Okulare

Beginnen Sie wie immer mit dem Abblasen des Staubes. Dadurch reduzieren Sie die Gefahr von Kratzer schon deutlich. Da die meisten Okulare unter Fettverschmutzungen leiden, können Sie eigentlich gleich beim Alkohol weitermachen. Tränken Sie ein Wattestäbchen und tupfen Sie alle Verschmutzungen zunächst an. Allerdings müssen Sie peinlichst darauf achten, daß Sie nicht zuviel Flüssigkeit erwischen. Sonst macht sich der Alkohol selbstständig und läuft zwischen die Linsen. Versuchen Sie mit dem Tupfen so viel vom Reststaub zu entfernen wie möglich. Hartnäckigere Verschmutzungen lassen Sie ein wenig einweichen. Manche Arten der Verschmutzung lösen sich übrigens mit destilliertem Wasser viel besser. Das müssen Sie im Einzelfall ausprobieren. Vermischen Sie aber Alkohol und Wasser nicht, das gibt eine übel zu beseitigende Suppe. Erst wenn Sie mit dieser Methode nicht weiterkommen, können Sie es mit zarten Strichen zum Okularrand probieren. Einfacher geht es bei größeren Linsenflächen mit einem Brillenputztuch. Aber auch hier sollten Sie keinen Druck ausüben. Die Schlußreinigung sollte wieder mit destilliertem Wasser erfolgen, weil das am wenigsten Rückstände hinterläßt.

Ferngläser

Gerade bei Ferngläsern, die nicht druckdicht sind, besteht die Gefahr, daß Flüssigkeit in den Tubus läuft. Das Wasser von dort wieder zu entfernen ist praktisch unmöglich. Man beginne wieder mit dem Blasebalg. Manche Objektive von Ferngläsern sind allerdings zu groß, um mit dem Wattestäbchen anfangen zu wollen. Hier nimmt man kleine Wattebäusche, benetzt sie vorsichtig mit destilliertem Wasser oder Alkohol und tupft damit den letzten Staub ab. Man muß allerdings darauf achten, daß man die Watte nur von einer Seite anfaßt und nicht etwa dreht. Nachdem so auch der letzte Staub entfernt ist, kann man mit einem Brillenputztuch weitermachen und zart über die Linse wischen. Im letzten Arbeitsgang verwendet man wieder destilliertes Wasser, wenn einen die Schlieren gar zu stören.

Objektivlinsen

Das ist wohl der heikelste Punkt und erfordert viel Muße und Geduld. Günstig ist es, wenn man so dicht wie möglich an die Linse herankommt. Die Taukappe abzunehmen oder abzuschrauben ist zwingend notwendig. Warnen muß man allerdings vor Taukappen, die über ein Feingewinde am Tubus befestigt sind. Wer beim Wiederaufschrauben nicht die nötige Sorgfalt walten läßt, ruiniert sich sehr schnell dieses Gewinde. Schauen Sie sich dann die Verschmutzungen an. Wenn es feste Verkustungen sind, geht es sinnvollerweise nur über den Ausbau der Linse und das sollte besser der Fachmann übernehmen. Wenn es nur loser Schmutz und Fingerabdrücke sind, können Sie mit der Reinigung beginnen. Lokale Verschmutzungen behandelt man lieber auch lokal und dehnt die Reinigung nicht auf die ganze Linse aus, auch wenn dann ev. Putzränder übrig bleiben. Das reduziert aber die Gefahr ganz erheblich. Der Blasebalg ist natürlich wieder der erste Schritt. Abhängig von der Größe der zu reinigenden Fläche kann man nun sorgfältig den Staub mit Wattestäbchen oder kleinen Wattestückchen abtupfen. Je nach Art der Verschmutzung tränkt man das Wattestückchen mit destilliertem Wasser oder Alkohol. Verwenden Sie bei diesem Arbeitsgang jedes Stäbchen und jeden Bausch nur einmal. Das gibt zwar einen riesigen Haufen Abfall, aber das ist noch immer besser als einen Kratzer auf einer sündhaft teuren Linse. Verschmutzungen die sich nicht sofort lösen lassen, weicht man abwechselnd mit Alkohol und destilliertem Wasser (ev. mit Spülmittel) ein. Dazu drückt man die feuchte Watte einfach ganz leicht auf den Fleck und beläßt sie für einen Augenblick dort. Wasser und Alkohol sollten möglichst nicht vermischt werden, sondern vorher vollständig abtrocken, bevor man das Lösungsmittel wechselt. Erst wenn man den ganzen Staub und alle Verkrustungen auf diese Weise gelöst hat, kann man vorsichtig über die Linse wischen, um z.B. letzte Fettabdrücke zu beseitigen. Auch hier ist man nicht zu sparsam mit dem Material und verwendet jedes Stück nur einmal. Der Bereich der Watte oder des Brillenputztuches, den man einmal in der Hand hatte, darf nicht in Kontakt mit der Linse kommen. Sonst transportiert man ev. wieder Staub oder Fett auf die Linse. Was sich mit der Tupfmethode nicht beseitigen läßt, muß auf der Linse belassen und/oder dem Fachmann übergeben werden. Ein Ausbau der Linsen ist dann unumgänglich. Im letzten Schritt kann man wieder destilliertes Wasser verwenden, um letzte Spuren zu beseitigen.

Karl Thurner