Beobachtungserfahrungen mit dem Galaxy D8

Frank Richardsen

 

Um es gleich vorwegzunehmen: Als Martin mir den Karton mit dem poppigen metallic-rot lackierten Achtzöller „in die Hand drückte“, hatte ich erstmal keine allzu großen Erwartungen. Wie denn auch, dachte ich mir, bei einem Anschaffungspreis von „nur“ 500 Euro und außerdem hatte ich ja immer noch die gute Bildqualität meines alten C8 vor Augen, welches ich mir Anfang der Achtziger Jahre gekauft hatte. Dieser anfängliche Eindruck sollte sich jedoch mit der Zeit immer mehr ändern.

Schon beim Auspacken fiel mir die saubere Verarbeitung des D8 auf: ein gut lackierter (in dem schon erwähnten Rot) Fernrohrkörper, ein 6x30 Sucher aus Metall, ein ebenfalls aus Metall erstellter Okularauszug und auch die Hauptspiegelfassung war aus Metall.

Die Rockerbox war eine Bausatzkonstruktion aus beschichteten Spanplatten. Jedoch fällt einem sattelfesten IKEA-Besucher der Zusammenbau recht leicht. Einzig und allein die Position der beiden Friktionshalter der Rockerbox muß genau beachtet werden. Sonst kann es schnell passieren, daß man die beiden Seitenplatten erst mal verkehrt einsetzt. Bis auf diesen Punkt jedoch ist der Zusammenbau idiotensicher.

Auch das Justieren des Hauptspiegels lässt sich meiner Meinung nach mit der mitgelieferten Anleitung von einem absoluten Anfänger bewerkstelligen. Den Hauptspiegel kann man einfach mitsamt der Fassung ausbauen und die Mittenmarkierung anbringen. Nach vollzogenem Wiedereinbau lässt sich der Spiegel mit den drei Stell- und Klemmschrauben und dem zum Lieferumfang gehörenden Justierokular leicht justieren. Im Bedarfsfall ist auch eine Justierung des Fangspiegels möglich.

Auch der Sucher lässt sich gut am Fernrohr auf der entsprechenden Schiene anbringen. Überrascht war ich dann vor allem wie leicht er sich mit Hilfe einer genialen Schraub- und Klemmvorrichtung justieren ließ! Einziger Wermutstropfen hier ist, dass sich die Klemmung des kompletten Suchers nach unten öffnen läßt und bei nicht gut arretierter Schraube der Sucher nach unten heraus fallen kann.

Vor dem ersten Einsatz sollte man die Klammern, die die Teflonpads halten, noch einmal mit einem breiten Schraubenzieher per Hammer „versenken“.

Nach dem Einhängen der Friktionsfedern ist der Wiederstand in der Vertikalen so gut ausbalanciert, dass sogar schwerere Okulare problemlos zum Einsatz kommen können!

Überrascht war ich auch von der 8 Zoll f/6 Optik, die am Stern eine gute Figur macht. Im Sterntest konnte neben einer minimalen Unterkorrektur nur ein leichter Astigmatismus festgestellt werden, der jedoch vielleicht auf eine leichte Verspannung zurückzuführen ist. Das kann schnell passieren, wenn man die Halteklammern zu fest anzieht.

Vollends überzeugt hat mich das Gerät dann beim Beobachten. Super ist die Aufbauzeit von gerade mal zwei Minuten. Hinzu kommt, dass nahezu alle Objekte im Sitzen beobachtet werden können. Der 6x30 Sucher war der erste seiner Art, der in der Praxis für mich wirklich zu benützen war. Jedoch wäre hier ein Telrad oder gar ein ein 8x50 Sucher für längeres Beobachten sicher nicht verkehrt.

Durch die recht kleine Obstruktion des Fangspiegels und die, wie schon oben erwähnt, recht gute Optik machen viele Objekte richtig Spass. So konnte ich ohne Probleme mit dem mitgelieferten 9 mm Plössl die Cassini-Teilung in den Saturnringen erkennen. Auch Jupiter bot ein fantastisches Bild: So waren hier mehrere Wolkenbänder und diverse Verwirbelungen zu sehen. Auf Grund der schnellen Einsatzzeit, konnten auch mal unerwartete Rückseiten-Wetterlagen oder Wolkenlücken genutzt werden. Unter hervorragenden Bedingungen (Grenzgröße 6m5) mit H-Beta-Filter war sogar der Pferdekopfnebel im Orion auszumachen. Auch die Supernova in M 74 und das Dunkelband in M 104 waren kein großes Problem. In M 51 waren zwei deutliche Spiralen und der Verbindungsansatz zu NGC 5195 zu erkennen. Die Hicksongruppe 44 konnte ebenfalls erfolgreich beobachtet werden. In NGC 3190 konnte ich den Staubstreifen erkennen. NGC 3187 war allerdings an der Wahrnehmungsgrenze. Aber auch echte „Standardkerzen“ wie M 13 machtenSpass! So konnte ich neben dem schön angelösten Kugelsternhaufen auch noch die Galaxie NGC 6207 als elongierte Aufhellung erkennen. M 57 in seiner bekannten Form allerdings ohne Zentralstern. Es war auch die Gelegenheit da, Kometen zu beobachten. In dem optional erhältlichen 32mm Plössl-Okular (sehr zu empfehlen) war der helle Ikea-Zhang eine Wucht! So waren zur Zeit der Sonnennähe deutlich Strukturen im Schweif zu erkennen. Insgesamt musste ich feststellen dass man für einen Preis, für den man im Jahr 1983 gerade mal das Stativ für das C8 bekommen hat, heute bereits ein erstklassiges Fernrohr mit guter Optik erhält. Nicht nur der Anfänger sondern auch der engagierte Sternfreund hat hier sicher lange seine Freude.