Dobson Teleskope

Ein Newton Teleskop auf azimutaler Montierung, wie es bereits Texereau als „Standardteleskop“ vorschlägt, wird heute üblicherweise als Dobson-Teleskopbezeichnet. Es gibt kein System, daß annähernd so viel Seherlebnis für`s Geld liefert wie ein gutes Dobson.

Wenn Sie in San Francisco von einem älteren Herrn mit schulterlangem, weißen Haar zum Beobachten der Sonne aufgefordert werden, hier und jetzt, mitten auf dem Gehsteig, dann begegnen Sie mit ziemlicher Sicherheit einer lebenden Legende: John Dobson. Nicht nur mit seinen „Gehsteig Astronomen“ hat er einen großen Beitrag zur volkstümlichen Astronomie geleistet. Anfangs mußte er, als Mönch, heimlich, ohne Geld, aus Müll sein Teleskop bauen, so einfach wie möglich, mit einer für den Einsatz unfaßbar großen Öffnung. In den USA fand das sofort großen Anklang, und Dobsonian Telescopes beherrschten fortan jede der zahlreichen Star Parties.

Die von John Dobson aus der Not geborene Verwendung von Müll ist auch heute noch Quintessenz einer bestimmten Richtung der Dobsomanie. Kommerziell gefertigte, komplette Teleskope zu absoluten Tiefstpreisen machen es einem Amateur fast unmöglich, nicht zunächst mal dieses Qualitätsspektrum des Dobsonismus kennenzulernen. Die Billigpreise werden nur möglich, wenn wirklich überall eingespart wird. Mit rostigen Schrauben und kompostierbarem Sono-Tubus kann man noch leben. Wenn jedoch selbst das Spiegelglas nichts taugt wird`s bitter. Überraschenderweise sorgen selbst diese „ruckeligen“ Dobsons dafür, daß sich viele für ein weiteres Dobs interessieren, diesmal mit richtiger Optik, und dem unbedingten Parallaktismus abschwören.

Bei den Dobson-Teleskopen wird die genial einfache Newton Optik einfach genial montiert, genauso, wie man heutzutage alle Großteleskope montiert: azimutal. Das Teleskopgewicht übt keine Hebelkraft aus, es gibt kaum Ansatz für Schwingungen. Schwerkraft und Gewicht sind kein schwingendes Problem, sondern stabilisierendes Element.

Die Montierung besteht aus einer Holzkiste mit einem Drehteller am Boden, der Newton-Tubus liegt obenauf und läßt sich in einer Achse kippen. Die Azimutal- oder Panorama-Montierung hat gegenüber der häufig unbedingt geforderten parallaktischen Montierung nur den Nachteil, daß keine Astrofotografie möglich ist. Das Investitionsrisiko begrenzt sich auf den Wert der Holzkiste, der Newton-Tubus paßt problemlos auf eine parallaktische Montierung. Ebenso kann heute selbst ein Dobson computergesteuert motorisch nachgeführt werden. Allerdings habe ich bis heute nur wenige visuelle Beobachter kennengelernt, die nicht beim rein manuell betriebenem Dobson geblieben sind.

Für die visuelle Beobachtung ist eine funktionsfähige Dobson-Montierung optimal. Sie ist unschlagbar billig, was viel Geld für ein perfektes, großes Newton übrigläßt. Der Montierungs-Selbstbau ist problemlos möglich.

Ein Dobson ist auch sehr stabil und kinderleicht zu benutzen. Zur „Montage“ wird der Newton-Tubus einfach in die Dobson-Montierung gelegt – fertig. Bis zu 12 Zoll oder 20 Zoll Öffnung (je nach Bauweise, Gitterrohr. etc.) schafft das eine Person problemlos. In 10 Minuten ist ein komplettes Gitterrohr Dobson aufgebaut, ganz gemütlich, incl. Ausladen, Schwätzchen, Okulare herrichten, usw.

Ein gutes Dobson-Teleskop ist in jeder Position perfekt ausbalanciert. Man kann den Tubus jederzeit loslassen; er bleibt in jeder Position stehen, auch beim Okularwechsel, ohne daß man irgendetwas festklemmt. Beim Beobachten hält man sich einfach am Tubus fest und zieht das Teleskop quer durch beide Achsen mit.

Mit den heute von uns verwendeten, perfektionierten Dobson-Montierungen, ist die Nachführung von Hand problemlos. Mein Limit liegt bei 660-fach, primär allerdings durch das Einblickverhalten der Okulare bedingt. Andere sind in der Lage, ihre Augen in ein 2,8 mm Ortho zu pressen, um so gut 1000-fach zu benutzen – die Füße einen Meter vom Boden weg, 160 kg von Hand nachgeführt. Es muß ja nicht in Arbeit ausarten, deshalb spechteln wir und unsere Gäste meistens ganz entspannt mit 125-fach bis 400-fach. Das kann jeder beim ersten Mal, sofern klargestellt wurde, daß der Beobachter selbst nachführt. Das frei bewegliche Dobson kann direkt scharfgestellt werden, ohne daß man das Ausschwingen irgendwelcher Vibrationen abwarten muß.

Für den Dobsonauten bedeutet das Dobson keinerlei Einschränkung, sondern eher Befreiung von lästigem, unnützen Ballast - beim Transport, beim Aufbau, und ganz besonders bei der Beobachtung. Mit etwas Dobson-Training empfindet man selbst das Hervorkramen einer bereits verdrahteten Handsteuerbox als lästig, es ist einfach viel angenehmer, das Objekt selbst in die Bildmitte zu schubsen. Für mich gibt es keinen schöneren, direkteren Weg zu den Himmelsobjekten.