SkyWatcher Star Adventurer

Erster Erfahrungsbericht mit einer leichten Reisemontierung

Text und Bilder: Thomas Winterer

SkyWatcher StarAdventurer Reisemontierung
SkyWatcher StarAdventurer Reisemontierung

Als fotografierender Hobbyastronom würde man ja immer gerne eine parallaktische Nachführung im Reisegepäck mit dabei haben und nicht selten machen hier die Fluggesellschaften diesem Vorhaben einen satten Strich durch die Rechnung. Nicht immer reist man mit mehreren Personen, um die Zusatzlast zu verteilen und nicht immer geht es in warme Länder, in die man nur wenig zum Anziehen mitnehmen muss. Wenn hier pro Person nur 20 kg Gepäck ohne drastische Aufpreise von 40,- € für jedes weitere Kilogramm verlangt werden, dann werden die meisten wohl darauf verzichten.

Um dies zu umgehen, benötigt man also eine leichte, kompakte und vielleicht auch zerlegbare Montierung, die stabil genug ist, um zumindest ein mittleres Teleobjektiv sicher nachzuführen. Diese Montierung sollte, zwecks guter Einnordung, über einen eingebauten Polsucher verfügen und samt Polhöhenwiege auf einem Fotostativ befestigt werden können. Nun bietet die Firma SkyWatcher seit kurzer Zeit eine Lösung an, die genau diesen Anforderungen entspricht. Und eben diese Montierung möchte ich hier kurz beschreiben.

Die Star Adventure wird in unterschiedlichen Ausbaustufen angeboten und man kann sie auf die persönlichen Bedürfnisse anpassen. Alle Teile lassen sich auch im Nachhinein erweitern und ergänzen, bis hin zu einer von einem Fremdhersteller angebotenen, motorischen Nachführung der Deklination, mit der man sogar beide Achsen nachführen und autoguiden kann.

In meinem Erfahrungsbericht zeige ich die unterschiedlichen Komponenten an der voll ausgebauten Montierung. Ich habe mich zu dieser Variante entschieden, da ich eine maximale Flexibilität bevorzuge und nicht nur eine Kamera nachführen möchte.

Komponenten der Montierung

Im Lieferumfang der Star Adventure, die man in der vollen Ausbaustufe für ca. 360,-€ käuflich erwerben kann, gehören neben dem Antriebskopf, einer Polhöhenwiege, einer 10 mm dicken Gegengewichtsstange samt 977g schwerem Gegengewicht noch unterschiedlich lange Prismenschienen. Eine kurze Variante mit einem UNC ⅜ Zoll Gewindezapfen zum Anbringen eines Kugelkopfes (nicht im Lieferumfang) und eine etwas längere L-Schiene, die neben zwei ⅜ Zoll Gewinden noch eine drehbare Basis samt ¼ Zoll Gewinde besitzt und an die man die Gegengewichtsstange samt Gegengewicht zum Austarieren von etwas schwererem Equipment einschrauben kann.

Als Basis kann jede stabile Variante eines Fotostativs dienen, das entweder ein ¼ oder ⅜ Zoll Gewinde besitzt. Hierauf befestigt man die Polwiege, die die Ausrichtung mit Hilfe des Polsuchers doch sehr erleichtert. Auf diese Einheit wird nun der Antriebskopf aufgeschoben und mit einer seitlichen Schraube fixiert.

Bevor nun das weitere Equipment angebracht werden kann, empfiehlt sich mit der Einnordung der Montierung zu beginnen. (Siehe Kapitel Poljustage)

SkyWatcher StarAdventurer Polhöhenwiege
SkyWatcher StarAdventurer Polhöhenwiege ...
SkyWatcher StarAdventurer zusammen mit Polhöhenwiege
... mit aufgesetztem Antriebskopf
Komponenten der SkyWatcher Star Adventurer Reisemontierung
Komponenten der Star Adventurer Reisemontierung

Anschluss- und Einstellmöglichkeiten

Die Montierung weist eine ganze Reihe interessanter Funktionen auf. Neben einer Buchse für einen ST4 Autoguidereingang, besitzt sie einen Anschluss zur Ansteuerung der aufgesetzten Kamera. Das kameraseitige Verbindungskabel ist nicht im Lieferumfang enthalten, ist aber optional erhältlich. Neben den Einstellungen für den Nord- und Südhimmelbetrieb, lässt sich die Montierung auch im Time Lapse Modus betreiben. Hierbei werden in kurzen Abständen Serienbilder für eine Filmsequenz aufgenommen, während sich die Montierung weiterbewegt. Diese terrestrischen Einstellmöglichkeiten mit zugehörigen Shutterintervallen lassen sich anhand einer Tabelle auf dem Batteriedeckel ablesen. An der Star Adventure lassen sich folgende Nachführgeschwindigkeiten einstellen: Stern, Sonne, Mond, 0.5x, 2x, 6x und 12x.

Elemente Sky Adventurer Antriebskopf
Elemente des SkyAdventurer Antriebskopfes
Einstellrad für Nachführgeschwindigkeiten StarAdventurer SkyWatcher
Einstellrad für unterschiedliche Nachführgeschwindigkeiten

Stromversorgung

Als Stromversorgung dienen 4 AA-Batterien, die bei Temperaturen von 0-40°C bis zu 72 Stunden Strom liefern sollen. Wem das zu unsicher ist, der kann die Montierung auch über einen Mini-USB Anschluss mit 5V über einen Laptop oder über eine mobile Handyladestation betreiben. Über diese Buchse lässt sich auch ein neues Firmen-Update installieren.

Batteriefach der StarAdventurer Reisemontierung von SkyWatcher
AA-Batterien zur Stromversorgung
Stromversorgung der Star Adventurer über USB-Anschluss
Alternative Stromversorgung über Powerbank

Poljustage

Ein unschätzbarer Vorteil ist der fest eingebaute Polsucher, mit dem man sehr leicht und genau einnorden kann. Dies gelingt auf Grund der eingravierten Zeichen schnell und zuverlässig für beide Himmelspole.

Die einfachste Justierung findet wohl am Südhimmel statt, wobei nur die Sterne um τ Octans deckungsgleich in die dafür vorgesehenen Markierungen gebracht werden müssen. Die größte Schwierigkeit dabei wird wohl darin liegen, diese Sternstruktur in den südlichen Hemisphären aufzufinden. Eine Sternkarte ist hier für den ungeübten sicher keine schlechte Option.

Für die nördliche Poleinstellung kann man zwei Varianten nutzen: Zum einen die aufwändigere Justage mit Hilfe der Gradeinteilungen am Polsucher, die in der beigelieferten Beschreibung mehr oder weniger genau beschrieben ist, oder die sogenannte Kochab-Methode (die deutlich leichter von statten geht und eine ebenso genaue Ausrichtung ermöglich).

Verbindet man eine gedachte Linie zwischen dem Polarstern und dem Deichselstern Kochab des kleinen Wagens, so liegt der nördliche Himmelspol recht genau auf dieser Verbindungslinie knapp neben Polaris.
Die kreisrunde Gravur ist für die Position des Polarsterns vorgesehen, während das Kreuz in der Mitte die Position des Himmelspols kennzeichnet. Da der Polsucher aber ein seitenverkehrtes und auf dem Kopf stehendes Bild zeigt, muss nun Polaris auf der entgegengesetzten Seite des Rings eingestellt werden. Der Winkel der Verbindungslinie zwischen Polaris und Kochab bleibt unverändert. Diese Methode klappt erstaunlich gut und ist deutlich schneller ausgeführt, als die Teilkreismethode.

Poljustage der StarAdventurer Montierung von SkyWatcher am Südhimmel
Poljustage am Südhimmel ...
Einnordung über Kochab-Methode
... und am Nordhimmel
Poljustage der StarAdventurer Montierung von SkyWatcher am Nordhimmel
Die Poljustage am Nordhimmel mit der Kochab-Methode

Anbringen des Kamera-Equipments

Laut Hersteller kann die Star Adventure mit maximal 5 kg Last betrieben werden. Das würde auch den Einsatz kleinerer Refraktoren ermöglichen. Ob dies tatsächlich funktioniert, muss erst ein zukünftiger Feldtest zeigen. Das Haupteinsatzgebiet sehe ich vor allem in der Benutzung von Weitwinkel- bis leichten Teleobjektiven, und hier macht sie ihre Arbeit auch sehr gut.

Um eine einzelne Kamera an der Montierung zu befestigen, bietet sich der Einsatz der kurzen Prismenschine an, auf der beispielsweise ein Kugelkopf befestigt werden kann. Dieser Kugelkopf ermöglicht die Ausrichtung der Kamera in alle Richtungen. Je kürzer die Brennweite des Objektivs, desto weniger anfällig ist die Aufnahme gegen Nachführfehler. Leider bilden die wenigsten Weitwinkelobjektive bei niedrigen Blendenstufen in den Bildecken punktförmig ab, so dass hier oft drastisch abgeblendet werden muss. Je länger die Brennweite, desto weniger tritt dieser Effekt auf.
Will man hingegen mit längeren Brennweiten arbeiten, empfiehlt sich der Einsatz der L- Schiene. Diese besitzt eine Feineinstellung in der DE-Achse und man kann hier seitlich Objektive mit Ringklemmen ansetzen. Diese Ringklemmen lassen das verdrehen des Kameragehäuses zu, um einen optimalen Bildausschnitt einstellen zu können. Ist keine Ringklemme vorhanden, kann man hier natürlich wieder einen Kugelkopf ansetzen, sollte aber den längeren Hebelarm bei der Ausbalancierung berücksichtigen. Auch der Einsatz einer weiteren Kamera auf dem L-Adapter ist möglich.

Montierte Kamera auf Star Adventurer Reisemontierung von SkyWatcher bei Intercon Spacetec
Kurze Prismenschiene mit Kugelkopf für einzelne Kamebefestigung
L-Adapter auf Star Adventurer Reisemontierung von SkyWatcher bei Intercon Spacetec
Verwendung der L-Schiene/L-Adapters ...
Kamera über L-Schiene an die StarAdventurer Reisemontierung von SkyWatcher montiert
... bei längeren Brennweiten ...
L-Schiene der StarAdventurer Reisemontierung bei der Arbeit
... oder einer zweiten Kamera

Fazit

Auch wenn die StarAdventurer sicher kein Ersatz für eine größere und stabilere Montierung sein kann, füllt sie doch eine sehr interessante Marktnische aus. Sie ist mit ca. 3kg (inkl. Gegengewicht) recht leicht, in Teile zerlegbar und trägt bei guter Ausbalancierung auch etwas schwerere Kamera-Objektiv-Kombinationen. Durch die Möglichkeit auch externe Stromquellen anzuschließen sind sehr lange Belichtungszeiten problemlos möglich. Selten bekam man so viel Reisemontierung für so wenig Geld.

Das Bild auf der nächsten Seite zeigt eine Aufnahme des Milchstraßenzentrums im Bereich des Sternbilds Skorpion, entstanden auf der Astrofarm Hakos in Namibia.
Als Kamera diente eine Canon EOS 5d Mark II mit einem EF 50mm f/1.8 Objektiv zusammen mit der StarAdventurer-Montierung. Um die Bildfehler in den Ecken zu reduzieren, wurde auf f/4 abgeblendet. Insgesamt 10 Aufnahmen wurde jeweils 10 Minuten bei ISO 800 belichtet. Die anschließende Nachbearbeitung erfolgte mit Fitswork und Photoshop.

Milchstraßenzentrum im Bereich des Sternbild Skorpion fotografiert mit der Star Adventurer Reisemontierung von SkyWatcher
Milchstraßenzentrum im Bereich des Sternbild Skorpion