Vergütung

An einer normalen, unvergüteten Glasfläche werden ca. 4% des auftreffenden Lichtes reflektiert. Das gleiche passiert auf der Rückseite, wenn der Lichtstrahl wieder aus dem Glas austritt. In einem einfach aufgebauten Fernglas hat man allein schon etwa 10 Glas-Luftflächen, was sich zu einem Verlust von 33% des Gesamtlichtes aufsummieren würde. Der Verlust des Lichtes mag bei hellen Objekten verschmerzbar sein, aber das reflektierte Licht geistert im Fernglas als Streulicht umher, was den Kontrast deutlich mindern kann.

Deshalb versuchen alle Hersteller die Reflexionsverluste durch spezielle Oberflächenbeschichtungen zu minimieren. Bei heutigem Stand der Technik ist die Vergütungstechnologie soweit, dass man selbst bei noch deutlich mehr als 10 Glas-Luftflächen keine Helligkeitseinbußen (mit dem Auge) wahrnehmen kann. Eine normale Mehrschichtvergütung reflektiert weniger als 0.5% des auftreffenden Lichtes, was sich bei 10 Glas-Luftflächen zu unsichtbaren 5% Verlust addieren würde.

Die Qualität einer Vergütung läßt sich verhältnismäßig leicht abschätzen und noch einfacher vergleichen. Dazu läßt man einfach eine Lichtquelle auf die Optik fallen und betrachtet die Helligkeit der Reflexe auf der Optik. Je dezenter und unauffälliger die Reflexe erscheinen, desto besser ist die Vergütung. Der direkte Vergleich verschiedener Hersteller unter gleichen Bedingungen ist da durchaus interessant.

Zunächst wird man feststellen, dass die Reflexe fast in allen Farben des Spektrums auftreten. Es gibt grün, blau, lila, gelb, rot uvm. Die Farbe des Reflex sagt zunächst nichts über die Qualität der Vergütung aus. Sie ist eine Folge der unterschiedlichen, aufgedampfen Schichten. Wenn nun der Hersteller für alle Glas-Luft-Flächen die gleiche Vergütung wählt, wird an jeder Grenzschicht ein kleiner Teil des immer gleichen Spektralbereiches reflektiert, der am Ende im Okular fehlt. Das Bild erhält einen Farbstich in der Komplementärfarbe. Hochwertige Hersteller werden sich also bemühen, die Reflexionsverluste gleichmäßig über den Spektralbereich zu verteilen, um eine neutrale Farbwiedergabe zu gewährleisten. Manch einen Farbstich eines nur mittelprächtigen Glases sieht man schon, wenn man durch das Glas ein weißes Blatt Papier ansieht.

Auffällige Reflexe bedeuten also immer Verluste. Unter diesem Aspekt sind auch die "knalligen Vergütungen" so manches Modefernglases zu sehen.

Übrigens ist  der Reflexionsverlust an Glas-Luft-Flächen nur eine Variante von Lichtverlust in einem Fernglas. Daneben tritt noch die Absorption in den Glaskörpern und bei Dachkant-Prismen Verluste an den verspiegelten Schichten auf.