Beobachtungserfahrungen mit dem Galaxy D10P (1)
Hans-Georg Pellengahr
Auf der ATT in Essen am 31.05.2008 habe ich einen Galaxy D10 - 10" Pyrex Dobson mit 1:10 mikrountersetztem Okularauszug von Ihnen erstanden.
Gleich am folgenden Abend (01.06.) habe ich die erste Beobachtung gestartet. Das Seeing war zwar nur leidlich, aber ich wollte wissen, was ein 10" Newton zeigt und inwieweit er insbesondere kontrastmäßig mit meinen 6"-FH-Refraktor mithält oder ihn gar übertrifft. Als Refraktorfan war ich zunächst einmal auf den Vergleich am Planeten gespannt.
Saturn bot sich an. Zunächst beobachtete ich mit dem Baader Hyperion Zoom Okular von 24mm bis 8mm herunter: ein tolles kontrastreiches und knackscharfes Bild (nach ca. 30 Min. Lüftereinsatz), die Cassini-Teilung durchgängig auch vor dem Planeten sichtbar, deutlich ein Wolkenband und 5 Monde (trotz 50 m entfernter nur durch einen Baum abgeschatteter Straßenlaterne), gegenüber dem 6"-Refraktor kein Kontrastabfall, im Gegenteil, die größere Öffnung und die höhere Auflösung machen sich positiv insbesondere auf der Planetenoberfläche bemerkbar. Auch noch bei 250-facher Vergrößerung mit dem Pentax XW 5mm - Okular ein scharfes Bild fast bis zum Rand, obwohl die XW-Okulare für lichtstärkere Instrumente nicht optimal sein sollen. Am f/5 Newton jedenfalls ist deren Einsatz ganz offensichtlich noch völlig unkritisch. Ich bin sehr gut auch mit diesem Okular zufrieden.
Hauptspiegel und Fangspiegel des Galaxy sind (wie ich schon beim Aufbau und Lasertest bemerkt habe) von Ihnen bereits optimal justiert worden, woran sich durch den Autotransport (ca. 80 km) ins Münsterland nichts geändert hat. Mit Freude habe ich festgestellt, dass Sie den Hauptspiegel bereits mit einer Mittenmarkierung versehen haben, auch wurde der Fangspiegel (wie ich einer Kontrollnotiz auf dem Karton entnehme) ausgetauscht und wie gesagt alles supergenau justiert.
Dann aber kam der absolute Hammer: M 13.
Ein Waaaahnsinnsbild, wirklich beeindruckend mit fast dreidimensionaler Tiefe und scharf bis zum Rand, die Sterne sind feine Nadelspitzen, also hereingezoomt und schließlich wiederum bis 250-fach vergrößert. Tausende von Sternen!! Dass das visuell so möglich ist, vor allem aufgelöst bis ins Zentrum. Wow!!! Gleich weiter zu M 92. Nochmals wow!!! So toll hab’ ich beide nie zuvor gesehen.
Die Fotos dieser Kugelsternhaufen im Oculum-Messier-Atlas geben genau das wieder, was ich sehe. Das Pentax XW 5 mm Okular kann ich an meinem 6"-Refraktor / f 1.200mm nur bei allerbestem Seeing gewinnbringend einsetzen, mit dem 10"-Newton gibt’s da selbst bei den heutigen etwas eingeschränkten Verhältnissen kein Problem. Größere Öffnung und demzufolge höhere Auflösung machen sich doch stark bemerkbar. Meine orthoskopischen Planetenokulare von Kasai, aber auch das Telvue-Radian 10mm geben nicht nur am Saturn, sondern auch hier im Deep Sky-Bereich ein Superbild.
Noch stärkere Vergrößerungen habe ich in der ersten Nacht nicht probiert, ich hatte aber den Eindruck, dass da noch Luft nach oben war. Da freue ich mich schon auf den ersten Mondspaziergang, bei gutem Seeing dürfte 400 – 500-fache Vergrößerung kein Problem sein.
Der gänzlich aus Metall gefertigte Crayford-Okularauszug mit 1:10 Microfocuser (serienmäßig !) des Galaxy macht die Fokussierung zum Kinderspiel. Der Auszug läuft absolut stabil, da kippelt nichts. Sowohl der 1 1/4-Zoll Adapter als auch der 2" Einschub sind mit Spannringen ausgestattet. Solche Qualität ist heute nicht mehr selbstverständlich, bei Intercon Spacetec aber ganz offensichtlich Standard und eigener Qualitätsanspruch. Wenn ich da an den wackligen Billigauszug am 8"- Dobson der Astrokids der Sternfreunde Münster denke…
Der Fangspiegel des Galaxy befindet sich in einer geschwärzten Fassung, der Hauptspiegel ist mit 3 Justier- und 3 Klemmschrauben optimal für die Handjustage gelagert und ganz offensichtlich in Top-Qualität. Beide sind sehr einfach zu justieren, wobei die ausführliche deutschsprachige Anleitung keine Fragen offen lässt. Die im Internet veröffentlichten Galaxy-Spiegel-Testergebnisse von Wolfgang Rohr sprechen im Übrigen für sich.
Es ist schön, dass es auf dem heiß umkämpften und mit immer mehr Massenware überschwemmten Astromarkt noch ein Unternehmen wie das Ihrige gibt, wo noch Wert auf Qualität und Kundenservice gelegt wird. Es lohnt sich, den "richtigen" Händler auszuwählen und von diesem neben guter Beratung auch bei auftretenden Problemen - wie ich bereits früher erfahren durfte - schnelle und unbürokratische Hilfe zu erhalten. Gern empfehle ich ICS jedem Sternfreund weiter.
Bei den Sternfreunden Münster haben wir u. a. einen 15" Obsession-Dobson mit einem hochwertigen Lomo-Spiegel im Mitglieder-Verleihbestand. Wegen der Größe und des Gewichts dieses (natürlich tollen und leistungsstarken) Instruments, aber auch wegen der Anforderungen beim Zusammenbau sollte man bei dessen Nutzung allerdings unbedingt zu zweit sein und ein etwas größerer Kombi für den Transport muss schon zur Verfügung stehen. Der Aufbauaufwand ist relativ hoch (Gitterrohrtubus, Nachjustage etc.), das ist jedenfalls kein Gerät für schnelles "Spechteln", das lohnt sich nur für eine ganze Nacht. Da überlegt man sich schon sehr genau, ob sich der Auf- und Abbauaufwand lohnt, und nicht selten lässt man’s dann bleiben ...
Dagegen ist der - natürlich lichtschwächere - 10"-Galaxy-Dobson in seiner Handhabung um ein Vielfaches einfacher und dennoch auch bereits eine "Himmelskanone", mit der "sich Sternenhorizonte öffnen". Im Gegensatz zu noch größeren Instrumenten ist der 10-Zöller (Optik 16 kg, Rockerbox 14 kg) noch problemlos zu transportieren und auch von einer Person allein zu handeln. Darüber hinaus scheint er mir recht justierungsstabil zu sein. Das ist ein Feldgerät, wie man es sich wünscht, in bester optischer und mechanischer Qualität.
M 57 war mein nächstes Beobachtungsobjekt, ebenfalls beeindruckend: das Nebelinnere nicht mehr wie beim Sechszöller einfach schwarz wie die Umgebung, sondern deutlich heller, der "Rauchring" stellte sich zudem besser aufgelöst als im kleineren Refraktor dar.
10"-Öffnung (das erlebe ich schon bei diesem ersten Test mehr als deutlich) bringen unheimlich viel, die Beobachtungsgrenzen werden erheblich ausgeweitet und man kann locker und entspannt beobachten mit angenehm "viel Luft" zum optischen Limit, man operiert nicht ständig an der Grenze.
Mit dem 10"-Galaxy werden wir bei den öffentlichen Beobachtungen der Sternfreunde Münster auch unter den in Stadtnähe nicht optimalen Bedingungen schon sehr viel zeigen können. Was mag da erst unter wirklich dunklem Himmel und optimalem Seeing mit diesem Instrument möglich sein?
Test am zunehmenden Mond und am Saturn (08.06.2008):
Von meinem 6" FH-Refraktor (f/8 mit Baader-Fringekiller-Filter bei Mond u. Planeten) bin ich, was Mond- und Planetenbeobachtungen angeht, durchaus verwöhnt, vor allem, wenn ich vergleiche mit der Abbildungsleistung der unter Amateurastronomen stark verbreiteten Schmidt-Cassegrain-Systeme.
Allerdings sind Spitzenvergrößerungen mit dem Sechszoll-Refraktor nur bei besonders gutem Seeing möglich und effizient nutzbar. Nicht selten ist aufgrund der äußeren Bedingungen bereits bei V 150 oder spätestens V 200 Schluss.
Schon bei der ersten Saturnbeobachtung mit dem neuen 10"-Galaxy-Newton hatte ich festgestellt, dass damit bereits bei mäßigem Seeing eine Vergrößerung von 250x problemlos möglich ist. 250 mm Öffnung machen sich hier deutlich bemerkbar.
Bei gegenüber dem First Light verbesserten Beobachtungsbedingungen und nach wiederum 30-minütiger Hauptspiegelvorkühlung mit dem serienmäßigen (!) Lüfter wollte ich nun am 5 Tage alten Mond, aber auch am Saturn mal ausreizen, was geht.
Beim Saturn setzten natürlich sowohl der Mond als auch die Sommertags selbst um 23:30 h noch nicht abgeschlossene Dämmerung gewisse Einschränkungen. Dennoch waren neben dem hellen Titan (8,46 mag) auch Japetus (11,25 mag), näher am Planeten dicht nebeneinander die Monde Rhea (9,84 mag) und Dione (10,54 mag) schon zu sehen, die lichtschwächeren Monde wegen der noch nicht völligen Dunkelheit am deutlichsten bei Vergrößerungen ab 200 (Kontrast). Westlich von Saturn zeigte sich Thetys (10,34 mag). Ob unter wirklich dunklem Himmel auch Hyperion (14,37 mag) sichtbar sein würde? Das wäre mal einen Test unter wirklich dunklem Himmel wert. Saturn selbst zeigt sich heute noch schöner, mehrere Wolkenbänder sind wahrnehmbar (mit Filtern wäre hier bestimmt noch mehr herauszuholen), die Cassiniteilung ist wie schon beim first light auch vor dem Planeten deutlich zu erkennen.
Mein eigentliches Testobjekt soll heute Abend aber der 5-Tage alte Mond sein. Die "Teleskopfahrt" ist fast ein Flugerlebnis (bei wunderbar leichtgängiger Dobsonbewegung; der Gleit-Nachrüstsatz macht sich positiv bemerkbar, ebenso das von mir in mehreren Versuchen optimal austarierte Anzugsmoment der Verbindungsschraube/-mutter zwischen Bodenplatte und Rockerboxbasis!).
Toll: die Zoomannäherung mit dem Baader Hyperion Okular 8 - 24 mm, zunächst ohne, dann noch mal mit vorgesteckter 2-fach-Barlowlinse mit einer Endvergrößerung von 312 x. Als nächstes kam das Pentax XW 5 – Okular zum Einsatz, ohne Barlow 250-fache Vergrößerung, mit Barlow V = 500, da wird die Erddrehung unmittelbar erfahrbar und ich muss ständig nachführen, was aber geht.
Als mögliche Optimierung bietet Intercon-Spacetec für die Galaxy-Dobsons Rohrschellen und Prismenschienen an, mit denen diese parallaktisch montiert und demzufolge dann auch elektrisch nachgeführt werden können. Da ich mit der Vixen New-Atlux bereits über eine ausreichend tragfähige Montierung verfüge, wäre dies sicher eine Supersache.
Aber wie gesagt: Mit etwas Feingefühl und "zarter Hand" gehen hohe Vergrößerungen durchaus auch auf der Dobson-Montierung.
Das Innere von Posidonius, Rima G. Bond, Capella, Isidorus, Vallis Capella, Rimae Chacornac u. Gutenberg, Montes Vitruvius, Argaeus, Taurus, Janssen, Vallis Rheita, usw. usw., Details ohne Ende, mehr, als der "Virtual Moon Atlas" und der "Rükl" darstellen und benennen. Da muss man für weitere Details schon mal auf den "Consolidated Lunar Atlas" der NASA im Internet zurückgreifen.
Das absolute Highlight zum Schluss: die Mondbeobachtung mit meinem 45 Grad-Baader-Bino, bei dessen Einsatz ich allerdings einen Glaswegkorrektor benötige, um in den Fokus zu gelangen. Wie im Mondorbit fliege ich nun über den Terminator, zunächst mit 12mm Kasai-Planetenokularen, trotz nur V 210 x wirkt alles viel näher, größer und räumlicher als bei einäugiger Beobachtung. Und der Bino-Einsatz lässt sich noch gewaltig steigern mit Televue Radian 10mm - Okularen (V 250 x), 7,5mm ED-Okularen (V 333 x) und zuletzt mit den Vixen LV 6mm Okularen (V 416 x). Das kann man nicht mehr beschreiben, das muss man sich anschauen.