Scheinbares Gesichtsfeld

Fernglässer mit 45° und 65° scheinbarem Gesichtsfeld

Diese Angabe bezieht sich auf dem Winkel unter dem man das tatsächliche Gesichtsfeld sieht. Den "Blick durchs Ofenrohr" gibt es bei scheinbaren Gesichtsfeldern unter 50°, während man bei Gesichtsfeldern über 60° von Weitwinkelokularen sprechen kann. Das scheinbare und das tatsächliche Gesichtsfeld sind näherungsweise linear miteinander gekoppelt. Wenn z.B. das tatsächliche Gesichtsfeld um 25% größer ist, wird auch das scheinbare Gesichtsfeld entsprechend mitwachsen müssen.

Häufiger wird diskutiert, wie groß scheinbare Gesichtsfelder sein dürfen oder müssen. Die gleiche Problematik findet sich bei astronomischen Okularen, nur hier in verstärkter Form, weil astronomische Okulare noch größere scheinbare Gesichtsfelder besitzen können (neuerdings sogar 100° beim TeleVue Ethos). Sicherlich richtig ist, dass das menschliche Auge Gesichtsfelder über 60° nicht mehr objektiv erfassen kann. Der scharfe Sehbereich erstreckt sich sogar nur über ca. 20°. Dennoch macht es vom Erleben einen gewaltigen Unterschied, ob man in einem "Schuhschachtelkino" sitzt oder vor einer Großleinwand. In der Astronomie nennt sich das: Space-Walk-Effekt. Das nebenstehende Bild mag das verdeutlichen. Dass der Ausschnitt mit 45° Gesichtsfeld dunkler wirkt, ist übrigens nur eine optische Täuschung.

Natürlich sollte ein großes, scheinbares Gesichtsfeld auch halbwegs scharf abgebildet sein. Diese Anforderung ist okulartechnisch nur mit aufwändigen Konstruktionen zu realisieren. In der Astronomie, wo man punktförmige Objekte hat, ist jedes noch so kleine Maß an Randunschärfe sofort sichtbar und hier wird man sicherlich noch mehr Wert auf dieses Kriterium legen. Trotzdem braucht man nicht über das Ziel hinausschießen. Wer mittig durch ein Glas sieht, wird selbst bei mittelprächtig gebauten Ferngläsern die Unterschiede zu einem perfekten Glas kaum erkennen.